Wie baut man ein Livesetup? Keyboardrig 2019
Einige meiner Schüler treten auch Live als Keyboarder auf, sowie ich. Doch was für ein Equipment braucht man eigentlich für die Bühne? Das ist sicherlich sehr individuell. Abhängig von den eigenen Ansprüchen, dem Budget, der Art der Musik, die man spielt u.s.w.
Auch diese Themen behandle ich auf Wunsch gerne im Klavierunterricht. Heute will ich mal mein Setup für das Jahr 2019/20 zeigen. Für manche Leser wirkt es sicherlich sehr umfangreich, für andere schlank, die nehmen noch mehr mit auf die Bühne. Hier gibt es kein falsch oder richtig. Jeder baut sich sein Setup, so wie er es braucht. Auch mein Setup ist in stetigem Wandel. Ich überlege mir, was ich noch brauche, was ich weglassen kann. Ich nehme nicht für jeden Auftritt immer alles mit, sondern wähle je nach Situation aus.
Ich spiele hauptsächlich im Bereich Funk, Jazz, Gospel, Soul etc. Eher weniger Cover etc. Das aktuelle Setup kommt deshalb völlig ohne Workstation aus: no Strings, no brass, no samples, no loops, no splits.
Dafür wollte ich aber ein sehr gut klingendes Setup, welches modular ist und viele Zugriffsmöglichkeiten in Echtzeit bietet. Das finde ich bei improvisierter Musik extrem wichtig.
Piano
Manchmal reicht für einen Gig nur das Piano. Dafür habe ich das KORG SV01 im Setup.
Der akustische Pianosound gefällt mir sehr gut, das Rhodes ist fantastisch. Viele Effekte liegen als Echtzeitregler vorne im Zugriff. Mit der 76-Tastenvariante gut transportierbar. Ein kleiner Notenständer und anschraubbare Beine erleichtern den Alltag, wenn man mal nur ein Klavier mitnehmen will/muss/darf. Mein Modell gibt es nicht mehr, aber es existiert ein Nachfolger
Korg SV-2 73: zum Thomann-Onlinestore *
* Links sind Affiliate-Links,
keine Ahnung was das bedeutet (Funktion, Datenschutz)? Mehr Infos darüber….
Ausbaustufe II
Synth
Für alles was Synth ist habe ich einen Moog Sub37 im Gepäck.
Der Moog klingt toll. Die zahlreichen Potis laden zum Schrauben in Echtzeit ein, was ich, gerade bei Solos, ausgiebig und leidenschaftlich tue. Für ausdrucksstarke Leadsynths, Bässe und Effektsounds ein sehr tolles Instrument…..Rechts daneben…
Boss Re-20 Space Echo
Der Moog geht direkt dort hinein. Der Synth verfügt weder über Hall noch Delay. Es empfiehlt sich also, sein Signal etwas zu bearbeiten.
So bekommt es mehr Wärme und integriert sich leichter in den Bandsound ein. Das RE-20 bietet sowohl Reverb als auch Delay. Da ich gerne am Delay schraube, liegt es, gut erreichbar, neben dem Moog. Von einfachen Slapback-Echos über Tap-Delays bis zu ewigen Delaywolken ist alles drin….Links daneben.
Walldorf Streichfett
Der Moog ist ja nur monophon (bzw. maximal zweistimmig). Manchmal ist aber ein Pad-Sound oder ein mehrstimmiger Synthhook doch nett. Dafür ist in meinem Rig ein Walldorf Streichfett zuständig.
Diese alten Solina- und Konsortensounds finde ich Klasse und ich kann den Klang jederzeit mit den Reglern in Echtzeit steuern. Presets nutze ich eigentlich keine. Geht alles intuitiv aus den Händen. Der Midiout des Moog geht direkt in den Streichfett. Selbstverständlich sind auch gestackte Sounds von Moog und Streichfett möglich.
Alles steht auf einem KM Keyboardständer mit Erweiterung.
Floorboard 1
Unten liegt mein selbstgebautes Floorboard, welches ebenfalls ein paar Tricks auf Lager hat.
Von rechts nach links….
Expressionpedal Moog Sub37. Damit steuere ich die Lautstärke des Moogs über ein Schwellpedal.
Cry Baby Wahwah Pedal. Da geht der Output des Korg SV01 rein. Für Rhodes oder Clavinetsounds finde ich ein Wahwah-Pedal eine wirkliche Bereicherung und viel besser als ein Autowah.
Sustainpedal Korg SV01, halt das Haltepedal für mein Klavier, nix Spannendes
Sustainpedal Moog, Haltepedal für den Moog und den Streichfett
USB-Fussschalter. Blättert die Noten um (Vor/Zurück). Ich nutze seit vielen Jahren keine Papiernoten mehr, sondern nur noch Tablet bzw Laptop. Dafür braucht es noch nicht mal eine komplizierte Software. Reines PDF-Anzeige Programm wie ACROBAT READER oder der FOXIT-Reader reichen mir aus. Ganz bewusst habe ich mich gegen einen Bluetooth/Funk-Umschalter entschieden. Dafür gibt es viele Gründe
Ersten muss ich mich nie um aufgeladene Batterien kümmern. Zweites kann eine Funkverbindung immer abreissen. Mitmusiker, die ebenfalls Funkumschalter nutzen, können mein Setup nicht stören. Die Fussschalter sind billiger und ich habe 3 Stück davon auf verschiedenen Floorboards verteilt. Keine Konfigurationsarbeit etc. Einfach USB-Kabel einstecken, fertig.
Drüber ein weiteres Expressionpedal. Das geht in den Filter-CV Eingang und steuert den Cutoff vom Moogfilter. So kann ich das Filter auch ohne Handbedienung öffnen und schließen.
Rechts daneben ist der TapTempo-Taster für den Moog. In 99% Fälle werde ich für Bands gefragt, die ohne Click spielen. Will ich jetzt aber Arpeggios aus dem Moog abfeuern, müssen diese dem Tempo des Drummers folgen können. Deswegen steuere ich den Arpegiator via Midiclock an. Genau diese generiert der Fussschalter. Falls das Tempo mal schwankt und der Arpegiator aus dem Sync läuft, kann ich bequem nachtappen.
Leider ist das Produkt nicht mehr erhältlich, schon einige Keyboarderkollegen haben mich gefragt, ob ich meines nicht verkaufen will…. *g*
Ansonsten findet sich noch die komplette Stromversorgung in Form von Netzteilen und Mehrfachleiste auf dem Board. Alle Kabel sind mit Kabelklett gebündelt. Das macht den Auf/Abbau schneller und sieht auch besser aus.
Verpackt wird es in einer Gigbacktasche von Moog. Die Abmessungen habe ich damals beim Bau des Floorboardes gleich berücksichtigt. Die Tasche ist ein guter Kompromiss zwischen Schutz und Gewicht. Man kann sie sich bequem über die Schulter hängen. Wer sein Equipment selbst transportiert und es nicht zu ruppig behandelt, sollte damit keine Probleme haben.
Tablet / Notenanzeige
Das Tablet ist ein einfaches gebrauchtes Tablet, auf dem Windows 10 läuft.
Habe zwar privat auch ein Ipad, finde aber ein Windowssystem besser. Da kann ich die selbe Software wie auf meinem Bürorechner laufen lassen, eben mal einen USB-Stick anschließen…..
Monitoring
Für mein Monitoring kommt eine Lucas Nano 300 zum Einsatz.
Stereomonitoring klingt besser, da kommt einfach mehr Spielfreude auf. Die Kompaktanlage ist klein, leicht, klingt super und ist laut genug. Der Subwoofer steht neben mir auf der Erde. Die kleinen Boxen werden links und rechts vom Moog auf Ohrhöhe platziert.
Das Produkt ist leider nicht mehr lieferbar
Hammond
Hammondorgel ist eine große Leidenschaft von mir. Klar befindet sich also eine Orgel in meinem Equipmentpark. Im Studio steht noch eine richtige B3, aber die nehme ich eigentlich nie mit. Wenn Orgel gebraucht wird, dann verwende ich ein Hammond-XK3 System.
Manchmal spiele ich nur Orgel, dann bleibt der andere Kram zu Hause, manchmal brauche ich wirklich das ganze Setup (piano, synth, organ). Dann wird die Orgel im 90° Winkel angeordnet. Verstärkt wird die Orgel über ein transportables Leslie von MotionSound.
Es ist sogar von einer Person alleine ohne Probleme tragbar, was mir immer sehr wichtig ist. Ich finde es angenehm, wenn man sein ganzes Equipment notfalls alleine bewegen kann und nicht immer bei den Kollegen betteln muss.
„Eh kannst du mir gerade helfen…Ach so, ja ne du musst erst noch an die Bar, klar das verstehe ich….“
Das Ding bekommt man leicht auf einen Plattformwagen und kann es selber zum Auto schieben.
Floorboard Hammond
Die Hammond hat ebenfalls ein eigenes Floorboard. So ist alles kompakt zusammen und schnell aufgebaut.
Von rechts nach links:
Schwellpedal, der Originalschweller von Hammond. Gebaut für die Ewigkeit. Macht halt laut und leise.
Boss Gigdelay DD-20, Das Delay für die Hammond. Hier hab ich 4 einfache Presets programmiert. Slapback-Delay, 8tel-Delay, 4tel-Delay und Punktierte 4tel. Das Teil gibt es leider nicht mehr, der Nachfolger heißt jetzt Boss DD-500 Digital Delay.
Boss Fussschalter FS-5u, dient als Tap-Tempo für das Delay
Lesliesteuerung für den Motionsound-Leslie. Fast/Slow sowie stop
oben drüber
USB-Fussschalter zum Umblättern der Noten, falls ich das Notenpult der Hammond nutze.
„organ drive“ von Harald König. Ein speziell für Orgeln entwickelter Röhren-Verzerrer. Damit schiebe ich das Leslie etwas an. Von leichtem Jazzgeschwurbel bis zum Rockbrett ist alles möglich. Manchmal schalte ich ihn aber auch auf Bypass und spiele die Orgel völlig clean.
Nicht zu erkennen sind die Netzteile, Mehrfachsteckerleisten und die Multicores, die zur Orgel bzw zum „Leslie“ gehen. Aber die sind ja nicht spannend, oder? Demnächst werde ich wohl das komplette Floorboard nochmal auseinander bauen und die Verkablung neu und etwas ordentlicher machen.
Ich kriege alles in einen PKW und bin dank Floorboards und optimierten Packsystem sogar relativ schnell auf/abgebaut. Eine Sackkarre hilft beim Transport der schweren Komponenten. Wenn es euch interessiert, dann kann ich ja dazu auch nochmal ein Transport/Aufbau-Feature machen.
Auf meinem eigenem YT-Kanal gibt es auch eine Videotour durch das Keyboardrig