Oft wird an mich die Frage heran getragen ob man als Erwachsene Klavierunterricht nehmen kann und ob das pädagogisch sinnvoll ist.

Die Frage lässt sich einfach beantworten: Ja, selbstverständlich kann man auch als erwachsener Schüler von professionellen Klavierstunden profitieren.

Dabei ist es erst einmal egal ob es um einen Wiedereinstieg geht, da vielleicht in der Kindheit schon Klaviergrundlagen gelegt wurden oder um man ganz neu mit dem Hobby „Klavierspielen“ beginnen möchte.

Der Musikunterricht sollte allerdings auf den Schüler abgestimmt sein. Es macht wenig Sinn, wenn die Lehrkraft ein pädagogisches Konzept für Kinder und Jugendliche einfach auf einen erwachsenen Schüler überträgt.

Welche Besonderheiten sollte man berücksichtigen bzw wo bestehen Unterschiede zum Unterricht mit Kindern?

Das Lerntempo
Klar, bestimmte Sachen, vor allem Fertigkeiten im motorischen Bereich lernen Kinder und Jugendliche schneller. Hier bedarf es einer sorgsamen Anpassung der Lernkurve an den erwachsenen Klavierschüler. Erwachsene gleichen hier aber Defizite häufig durch Stärken in anderen Bereichen aus. Diese sind:

– eine hohe Eigenmotivation
– Erfahrung im selbstständigen Lernen und Arbeiten
– einen breiteren musikalischen Erfahrungsschatz als Jugendliche
– Strukturiertes, zielorientiertes und methodisches Üben fällt erwachsenen Schüler leichter

Ziele des Unterrichts
Die Ziele des Klavierunterrichts sollten zwischen einem erwachsenen Schüler und der Lehrkraft besprochen werden. Dies erfolgt in der Regel erstmalig in der kostenlosen Probestunde. Der Unterricht kann dann auf die definierten Ziele abgestimmt werden. So ein „Zielgespräch“ sollte, soweit dieses Thema nicht regelmäßig im Unterricht stattfindet mindestens einmal jährlich erfolgen, so kann der eingeschlagene Weg immer nachjustiert werden.

Ich unterscheide bei erwachsenen Klavierschülern zwei Arten von Zielen, musikalische und außermusikalische Ziele

Beispiele für musikalische Ziele:

– „Ich möchte das Stück „Für Elise“ oder „Der Entertainer“ spielen“
– „Ich möchte in einer Band Keyboards spielen können“
– „Ich möchte mich selber beim Singen begleiten können“
– „Ich möchte auf dem Klavier ohne Noten musizieren können“
– „Ich will wissen, wie man Jazzpiano spielt“
– …

Beispiele für außermusikalische Ziele:

– „Klavierspielen dient für mich als Ausgleich und Entspannung vom Alltag“
– „Ich suche mir gerne eine neue Herausforderung und habe mich schon immer für Musik begeistert“
– „Ich will geistig fit bleiben, Klavierspielen ist im Alter dafür hervoragend geeignet“
– „Ich möchte ein Hobby, was ich sowohl alleine als auch mit anderen zusammen geniessen kann“
– ….

Die meisten meiner Schüler kommen mit einer Kombination aus verschiedenen Zielen zu mir in den Unterricht.

Zeit und Zeitmanagment
Der Alltag eines Erwachsenen sieht anders aus, als von einem Schüler. Während in der Schulzeit jede Woche relativ gleich abläuft ist bei berufstätigen oder erziehenden Klavierfans mehr Flexibilität gefragt. Ein starres Korsett, wie es häufig von Musikschulen angeboten wird, passt da nicht.

Einzelstunden nach freier Terminvereinbarung sind hier eine gute Alternative. Logischerweise stellen sich bei einer gewissen Konstanz die besten Fortschritte ein, deshalb sollte man versuchen eine gewisse Regelmäßigkeit anzustreben. Dienstreisen, Projektstreß, Urlaub außerhalb der Schulferien oder das nächste Famillienfest sind aber kein Problem, da der Schüler nicht auf einen festen Termin wöchentlich fixiert ist. Hier setzt man einfach eine Woche aus oder verschiebt die Klavierstunde.

Ich helfe immer dabei Übestrategien zu entwickeln, die auch bei Erwachsenen mit kleinen Zeitkontigenten zur Weiterentwicklung führen. Es kommt nämlich nicht darauf an, wieviel man übt, sondern wie man übt. Durch meine Tricks und Kniffe kann man seine Zeit optimal nutzen. Ohne Üben generell wird es aber nicht funktionieren. Da Üben aber durchaus Spass macht, stellt sich der Fortschritt schnell ein, was wiederum sehr motiviert.

Der Unterricht von Jugendlichen und Erwachsen mit ihren besonderen Bedürfnissen macht einen Schwerpunkt meiner pädagogischen Arbeit aus.

Ich hoffe ich konnte Denkanstöße geben. Wenn Sie weitere Fragen haben, dann kontaktieren Sie mich doch einfach.