Wer sich für das Erlernen des Klavierspiels interessiert, kommt schnell zur Frage: Worauf? Ein Klavier, ein Flügel, ein Digitalpiano. Kann es auch ein Keyboard sein?

Die Frage lässt sich nicht einfach und schon gar nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Ausgangsvoraussetzungen.

Folgende Punkte frage ich dann meistens ab.

a) Wie viel Budget ist ungefähr vorhanden?
b) Wo soll das Instrument stehen, wie viel Platz steht zur Verfügung?
c) Ist es wichtig, das durch mein Üben niemand gestört wird?
d) Was sind die eigenen Anforderungen an das Instrument?
e) Soll das Instrument „transportabel“ sein?

Es gibt zahlreiche Argumente für ein richtiges, traditionelles Klavier, aber eben auch durchaus Pluspunkte für das Digitalpiano.

Was kostet ein Instrument?

Klar, wer sagt „ich habe 80 000 Euro für mein neues Hobby übrig“, der kann sich natürlich als „Einstiegsinstrument“ einen Konzertflügel ins Wohnzimmer stellen. Das dürfte aber wohl die Ausnahme sein. Für ein gutes neues Klavier zahlt man neu zwischen 5000,- – 9000 Euro. Hierfür erhält man ein Instrument von einem namhaften Hersteller, keine billig Massenware. E-Pianos (sowohl Stagepianos als auch Digitalpianos) sind schon für deutlich weniger zu haben. Zwischen 1500,- und 3500,- Euro bewegt sich die Mittelklasse. Ich hatte aber auch schon günstigere Instrumente unter den Händen, die gar nicht mal schlecht waren.

Auch zu berücksichtigen ist, die Wertstabilität eines akustischen Instrumentes. Durch technische Innovation verlieren elektronische Instrumente schnell an Wiederverkaufswert.

Wo stelle ich das Instrument auf?

Eine Frage die durchaus entscheidend ist. Steht das Instrument im Wohnzimmer bestehen möglicherweise auch höhere Anforderungen an das Design, als wenn das Klavier im Arbeits-, Hobby- oder Kinderzimmer platziert wird. Ein schöner Flügel oder schickes Klavier kann ein Schmuckstück in einem Raum sein und diesen auch optisch dominieren, da wünscht man sich dann vielleicht keinen technischen Digitalpiano-Look.

Ein akustisches Instrument benötigt bei der Aufstellung mehr Sorgfalt. Große Temperaturschwankungen (z.B. unter einem schlecht isolierten Dach), direkte Sonneneinstrahlung oder eine Außenwand mag es nicht so. Die Luftfeuchtigkeit sollte ebenfalls relativ konstant sein. Ein Digitalpiano ist da genügsamer. Ein kleiner Abstand zur Wand (zwecks Schimmelvermeidung) reicht völlig aus.

Lautloses üben?

Einer der Hauptvorteile eines elektronischen Klavieres ist der, das man (fast) lautlos üben kann. Man stört weder Mitbewohner noch Nachbarn. Das Zeitfenster zum Üben ist also nicht durch Ruhezeiten begrenzt. So ist auch die Beschäftigung mit dem Piano abends oder in der Mittagspause via Kopfhörer möglich. Ganz lautlos ist es dann allerdings doch nicht, zumindest ein Klackern der Tasten wird man auch bei einem elektrischen Instrument im selben Zimmer hören.

mit Kopfhörer üben

Üben ohne zu stören….Dank Kopfhörer

Was sind die Anforderungen an das eigene Instrument?

Lange Zeit gab es unter Klavierpädagogen zwei Lager: Die einen vertraten die Meinung, das man nur auf einem akustischen Klavier das Spielen erlernen kann, die Anderen (und natürlich die Hersteller von Digitalpianos auch) bestätigten das absolut identisch, realistische Spielgefühl der „Stromklaviere“. Es gäbe keinerlei Einschränkungen. Weder das eine noch das andere ist richtig.

Für mich ist ganz klar: Wer sich professionell (Musik als Beruf, Studium, Wettbewerbsvorbereitung, Aufnahmeprüfungen, fortgeschrittene Klassik oder Jazz) mit dem Klavier beschäftigen möchte, braucht zumindest zeitweise ein akustisches Instrument. Vorzugsweise einen Flügel. Die letzten Feinheiten am Klang und Ausdruck lassen sich nur hier erarbeiten. Auch sind gute Flügelmechaniken in der Lage feinste Nuancen im Anschlag wiederzugeben. So eine Hi-End Flügelmechanik kostet in der Regel mehr als ein ganzes Digitalpiano. Es wäre interessant zu erfahren, was raus käme, wenn ein Hersteller ein 40 000,- Euro E-Piano baut. Ob so ein Instrument mit einem Konzertflügel mithalten könnte? Wer sich also mit Chopin – Etüden, Beethoven-Sonaten oder Keith Jarrett Transkriptionen auf Konzertniveau auseinandersetzen möchte, sollte auch am Flügel üben. Trotzdem greifen viele Profipianisten gerne auf Digitalpianos zurück. Einen großen Teil meiner Übezeit verbringe ich an einem solchen Instrument. Ich habe aufgrund meiner musikalischen Erfahrung aber auch die Fähigkeit zur Abstraktion. Meine Anschlagskultur ist entsprechend entwickelt.

Wer Klavier als ein schönes Hobby betreibt, der soll sich bitte nicht einreden lassen, das das nur mit einem akustischem Instrument geht. Nein. Ein E-Piano kann einen viele Jahre begleiten und Freude bereiten. Man kann fast alles, wenn auch nicht alles, auf ihm üben. Stücke und Repertoire, Fingersätze, Tonleitern, Improvisation, Rhythmik. Wenn wir dann im Unterricht feststellen, das jetzt das Limit des eigenen Instrumentes erreicht ist, dann kann man immer noch „upgraden“. Gerne helfe ich in diesem Stadium auch mit Rat und Tat.

Ein zusätzlicher Motivator sind die technischen Möglichkeiten, die ein E-Piano bietet. Meist lässt sich das eigene Spiel aufnehmen (auch die Hände getrennt) und zur Kontrolle abhören. Über eine Midi oder USB-Schnittstelle lässt es sich mit dem Computer verbinden. Hierdurch entstehen viele Optionen (Noten schreiben am Computer, Songwriting/Producing)

Weitere Klänge ergänzen den „klassischen“ Klavierklang. Warum nicht mal ein Bach – Präludium mit einem Cembalosound üben. Das Funk-Stück mit einem Clavinet-Patch oder den Jazzstandard mit einem „Fender-Rhodes“ Preset spielen…

Nicht geeignet sind Keyboards. Ihre ungewichteten Tastaturen bieten zu wenig Widerstand für pianistisches Spiel. Kraft von Arm und Finger sowie Tonkontrolle kann sich nicht entwickeln.
Ich selbst beschäftige mich zwar seit vielen Jahren auch mit dem Instrument Synthesizer und seinen Ausdrucksmöglichkeiten, bin begeistert von der Klangvielfalt, rate aber dazu über das Klavier den Einsteig zu machen.

Transportabel?

Zugegeben bei „Klavier“ denkt man nicht direkt an transportabel. Gemeint sind zwei Punkte.

1.) Bleibt das Instrument jahrelang an seinem Platz? Ich hatte schon Familien, die für ihre Teenager einen Flügel anschaffen wollten, sich aber dann doch für ein Klavier entschieden haben, damit es bei einem Wohnortwechsel (zb in die Studentenbude) mit kann.

2.) Soll das Instrument mit auf die Bühne. Ein Klavier oder Flügel lässt sich nur von einer Fachspedition transportieren. Ein Digitalpiano bekommt man auch mal in einen Kombi, zu zweit eingeladen. Wer regelmäßig mit seinem Instrument unterwegs ist, greift am Besten zu einem Stagepiano.

Gerne helfe ich Schülern bei der Suche nach ihrem Instrument. Einen erste Überblick kann man sich hier verschaffen.

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keine Ahnung was das bedeutet (Funktion, Datenschutz)? Mehr Infos darüber….

Ich hoffe ich konnte Denkanstöße geben. Wenn Sie weitere Fragen haben, dann kontaktieren Sie mich doch einfach.

Stagepianos

Stagepianos, wie z.b. Rolands RD-Serie oder das Korg SV-1 sind ideal für den Bühneneinsatz